Hereinspaziert, hereinspaziert; Manege frei für Guy Ritchies Interpretation des wohl berühmtesten britischen Privatdetektives aus der Feder von Sir Arthur Conan Doyle – garantiert ohne großen Auftritt seiner verflossenen Pop-Ikone. Das Chapiteau ist zauberhaft hergerichtet, im alten Ambiente des späten 19. Jahrhunderts, spielerisch deren bahnbrechenden technischen Errungenschaften einbindend. Die Akteure sind oberflächlich altbekannt, ihre Darbietungen die ewig gleichen, und doch bieten Sie dem Zuschauer eine einmalige Vorstellung, weit mehr als ein Abbild ihrer Vorgänger. Hauptattraktion ist das Clowns-Entrée Sherlock Holmes (Robert Downey Jr.) und Dr. Watson (Jude Law), zwischen denen die Rolle des Weißclowns alterniert. Während Law seine Rolle glaubhaft erfüllt, brilliert Downey Jr. als Komödiant, Artist, Akrobat und Verstandskünstler gleichermaßen; er gibt den nüchternen Ermittler am Rande des Wahnsinns und harmonisiert mit seinem Partner in entzückender Hass-Liebe. Das Doppelpack hat – wie sollte es anders sein – einen besorgniserregenden Fall zu lösen, dessen Lösung sich durchs gesamte Programm zieht und auch Malefizbub Lord Blackwood (Mark Strong), dessen Besetzung beim nächsten Gastspiel ruhig etwas böser ausfallen könnte, auf den Manegeteppich bringt. Neben großen, aktionsgeladenen Inszenierungen und kniffligen Aufgaben bleibt trotzdem Zeit für emotionelle Darbietungen von Liebe, Erotik und Freundschaft. Und bei all dem wird die Sichtweise des Publikums auf wundersame Weise gelenkt, in wechselnden Perspektiven, mal beschleunigt oder extrem verlangsamt, man hängt den Akteuren an den Versen, sieht manchmal auch nur ein Detail oder steht plötzlich scheinbar auf dem Kopf. Der moderne Stil könnte Anhänger der klassischen Abenteuer verärgern – wenn man nicht den besonderen Reiz darin erkennt. Vielleicht wäre auch an der Dramaturgie der Geschichte noch hier und da zu schrauben. Und natürlich kann der der schwarzen Magie Lord Blackwoods trotzenden forensischen Methode Sherlocks schlussendlich niemand mehr folgen. Dennoch, und eindeutig: Ein Held bleibt ein Held; Abgang mit Applaus.
Master Chief, Junge für alles, Fotograbenkämpfer und Textakrobat. Herausgeber und Erfinder.