Die Raketenwissenschaftler machen – wie sollte es bei dem Namen auch anders sein – frickeligen Prog-Rock, vergessen dabei aber auch schmalzige Melodien nicht. Und da sind wir auch schon mittendrin in der Problematik des neuen Werks “Revolution Road”. Es ist zwiespältig und tanzt zwischen virtuosen Solopassagen, knackigen Rhythmen, die durch Weltklassedrummer wie Gregg Bissonette oder Simon Phillips in die Rillen gestanzt wurden, und sehr pathetischen Gesangsmelodielinien auf den Balladen des Doppel-Albums. Während die Band um Mastermind Erik Norlander (keyboard) nach achtjähriger Pause in den Frickelpassagen mitreisst (Outside the painted walls), langweilen sie in den ruhigeren Songs, die zu stark vom Gesang geprägt sind (Better view). Zwischen Spock’s Beard und dem Allstar-Progprojekt Transatlantic bewegt sich die Bandbreite der Rocket Scientists, ohne aber deren Abwechslungsreichtum zu besitzen. Ironischerweise ist gerade eine Ballade das Highlight des Album: Forever Nights drückt auf die Tränendrüse, das aber mehr als gekonnt. Eine Prog-Rock-Revolution ist Revolution Road also nicht geworden, immerhin aber solide und manchmal auch brillante Kost für Fans des Genres.
Fazit: Technisch top, Songwriting mäßig
Master Chief, Junge für alles, Fotograbenkämpfer und Textakrobat. Herausgeber und Erfinder.