Meisterwerk oder meisterlicher Hype? Oder beides? Starfield galt als DER Sellingpoint zur Xbox One X/S-Veröffentlichung – und wurde dann ziemlich lange verschoben. Nun ist der Bethesda-Titel endlich da und erwartet wird nicht weniger als ein Meisterwerk. Skyrim in Space – kann das gut gehen? Wir haben uns viele viele Stunden durch All geschlagen, um Euch unsere Einschätzung kurz und nicht ausufernd zu vermitteln.
Starfield ist das erste neue Universum von Bethesda Game Studios seit 25 Jahren. In diesem Next-Gen-RPG von den Machern von The Elder Scrolls V: Skyrim und Fallout 4 reisen wir zu den Sternen. Das Game gibt es natürlich für Xbox Series X|S und den PC. Wer den Game Pass abonniert hat, spielt das Spiel ohne weitere Kosten.
Da wird hier weitestgehend spoilerfrei agieren wollen, erzählen wir zur Story nur die Ultra-Kurzfassung: Minenarbeiter wird Space-Captain und fliegt wie wild durchs unglaublich umfangreiche All mit 1000 (wirklich…) Planeten.
Dabei entspinnt sich eine recht epische Story, die nicht selten an Skyrim erinnert. Bethesda weiß das natürlich und lässt die NPCs immer einmal wieder Anspielungen auf das epische Meisterwerk machen.
Die Spielmechanik erinnert hingegen eher an Fallout, denn an Skyrim. Und das ist natürlich überhaupt nichts Schlechtes. Bethesda macht mit Starfield so eine Menge richtig: Gute (keine überragende) Grafik, grandioser Sound (die Tracks von Komponist Inon Zur sind auf Spotify, Apple Music, Amazon Music und anderen Streaming-Diensten verfügbar), unglaublich viele Nebenquests und eine rund 30 bis 50 Stunden fesselnde Hauptstory.
Die Raumkämpfe sind eine tolle Abwechslung und funktionieren sehr gut. Sich sein Schiff auszubauen macht Spaß, ist im Editor aber etwas umständlich.
Starfield ist vielleicht nicht das beste Spiel des Jahres für Hardcore-Gamer (das ist wohl eher Baldur’s Gate), aber Starfield ist das beste Spiel des Jahres für Jedermann. Zugänglich, episch, fordernd (wenn man will), anpassbar. Die Städte sind ebenfalls sensationell gestaltet. Wer einmal auf dem Disco-Planeten Neon war, will Cyberpunk gar nicht mehr anfassen.
Apropos Cyberpunk: Starfield ist relativ bugfrei. Hin- und wieder schweben Personen oder Gegenstände in der Gegend rum (nein, nicht wegen der Schwerelosigkeit), doch im Großen und Ganzen hat das Bugfixing-Team einen guten Job gemacht. Dazu kommt, dass es jedem selbst überlassen wird, wie er spielt: Spion, Schmuggler, Pirat – alles möglich.
Und dennoch muss man dem Spiel Einiges verzeihen, um es zu lieben. Das Interface ist ein Graus, ein altes Bethesda-Problem. Es gibt keine Shortcuts, um schnell ins Inventar zu kommen beispielsweise. Mit jedem Weltall-Spaziergang muss der Spieler händisch den Raumanzug samt Helm und Rucksack anlegen. Warum geht das nicht automatisch? Es endet dann damit, dass man einfach immer und überall mit dem dicken Anzug rumläuft. Das macht die vielen sammelbaren Outfits ein Stück weit überflüssig. Auch die KI ist nicht immer klug. Nein, Korrektur! Sie ist NIE klug. Da wäre mehr drin gewesen. Die englische und die deutsche Sprachausgabe ist spitze, leider ist nur die englische lippensynchron.
Prima: Das Play Anywhere-Konzept von Microsoft funktioniert bestens. So kann man auf dem PC mal schnell eine Mission spielen, abspeichern und später auf der XBox weiter spielen. Crossplay einmal anders. Sollte dieses Spiele ähnliche Modding-Liebe wie Skyrim erhalten, stehen einem zu dem ursprünglich bereits riesigen Umfang viele weitere Stunden ins Haus.
Kein Meisterwerk aber ein verdammt gutes Spiel.
Master Chief, Junge für alles, Fotograbenkämpfer und Textakrobat. Herausgeber und Erfinder.