Wenn man den Namen id Software hört, denkt man unweigerlich an Sternstunden der Egoshooter-Geschichte, veröffentlichte jenes Studio doch Genre-Giganten wie Doom oder Quake. Während man dabei zumeist in dunklen Gängen rumrennen musste, kommt das neueste Werk strahlend hell daher: Rage spielt in einer post-apokalyptischen Welt und zwar an der Oberfläche. Aber id Software wäre nicht id Software, würde man das, was man am besten kann, vernachlässigen. Ballern bis der Arzt kommt – in linear angelegten Leveln. Aus Furcht vor der totalen Auslöschung durch einen gewaltigen, direkt auf die Erde zusteuernden Asteroiden, stehen die Regierungen der Welt vor der schicksalhaften Aufgabe, das Überleben der Menschheit zu sichern. Aus Mangel an Alternativen werden lebenserhaltende Kapseln mit ausgewählten Bürgern tief in der Erde vergraben. Der Spieler ist einer dieser Auserwählten – und wird jäh in die Welt von Rage geworfen, als er nach einem Kälteschlaf alleine an die Erdoberfläche zurückkehrt. Klingt abstrus und ist es auch. Die Story ist schwach, doch darum geht es bei Rage nicht. Die Grafik allein ist brillant, das Gameplay recht einfach aber stimmig gehalten. Einige Kritikpunkte muss sich id aber gefallen lassen. Warum kann man keine Waffen, die auf dem Boden liegen, aufheben? Das ist Unsinn und nervt. So wird das ständige Bangen, ob man noch genügend Munition dabei hat, künstlich gepushped. Das haben andere Shooter schon besser gemacht. Fast alle anderen Dinge macht Rage aber richtig: Ob es die zaghaften Rollenspielelemente, die gepaart mit winzigen Adventure-Einlagen, auch einmal etwas anderes als den Schussknopf fordern, sind oder das tolle Cruisen per Buggy durch die weggebombte Steppe – das Spiel wird fast nicht langweilig und sorgt für viele Spielstunden. Die sehr intelligente K.I. punktet ebenfalls, und auch der Multiplayerteil überzeugt durch großen Variantenreichtum.
Master Chief, Junge für alles, Fotograbenkämpfer und Textakrobat. Herausgeber und Erfinder.