Den Papst als Support-Act
Die neue Metalhoffnung aus den USA heißt Benedictum. Wir plauderten mit Sängerin Veronica Freeman über das Album, prominente Bekannte und den Papst.
Veronica, eure CD “Uncreation” klingt in vielen Momenten sehr nach traditionellem, eher englischem Heavy Metal. Nicht viele US-Bands klingen so. Man hört eine Menge “Rainbow” und “Judas Priest” in euren Stücken. Was sind eure Einflüsse?
Erst einmal möchte ich dem Musical Observer für die Möglichkeit danken, dass wir uns bei euch präsentieren dürfen. Unsere Einflüsse sind sehr unterschiedlich. Klar, liebe ich Dio und all dieses epische, kraftvolle Zeugs. Pete (Wells / guitar) steht mehr auf Gitarrengrößen wie Randy Rhoads, George Lynch und Warren DiMartini, während Blackies (Sanchez / drums) Schlagzeugheld John Bonham von Led Zeppelin ist, er aber auch Jazzacts wie Buddy Rich mag. Chris’ (Morgan / keys) Einflüsse sind – obwohl er Keyboarder ist – Trasher wie Testament, Megadeth und At the Gates. Er mag aber auch Dio und Savatage. Jesse (Wright / bass) wuchs mit Ozzy, Testament und Pantera auf, steht auf Dimebag Darrell, Alex Skolnick, Zakk Wylde und Jason Newsted. Die Summe all dieser Einflüsse macht Benedictum aus.
Auf eurer CD sind gleich zwei Black Sabbath-Coverversionen, das ist für ein Debütalbum sehr außergewöhnlich. Warum habt ihr gerade die Songs (Mob rules & Heaven or Hell) aus der Dio-Ära gewählt?
Also, eigentlich war es gar nicht unsere Intention zwei Cover auf dasselbe Album zu nehmen. Man fragte uns, ob wir nicht einen Bonustrack einspielen wollten. Das geschah so ziemlich in der letzten Minute der Aufnahmen.
Jeff Pilson hatte Tour-Verpflichtungen, Zeit ran uns davon – genauso wie das Geld und als Jeff dann die Idee hatte, dass wir Jimmy Bain engagieren könnten, mussten wir innerhalb eines Tages einen Song einspielen. Also fiel die Wahl auf ein Lied, das wir alle gut kannten. Eigentlich wollten wir nur “Rainbows in the Dark“ nehmen, aber als wir in San Diego in den Kings Ransom Studios ankamen, entschieden wir uns doch dafür auch noch Mob Rules einzuspielen.
Als wir dann das Playback abhörten, fanden wir, dass Rainbows in the Dark die Energie der Band nicht rüberbrachte, also nahmen wir noch ein anderes dazu auf. Uns wurde gesagt, dass die Sabbath-Songs nur auf einer limited Edition der CD erscheinen würde. Jetzt sieht es so aus, als seien beide auf dem Album. Ich habe die CD nämlich selbst noch gar nicht gesehen, tragisch, was? Haha.
Werdet Ihr in diesem Jahr in Europa und speziell in Deutschland spielen? Wenn ja, wo und was erwartet Ihr vom europäischen Publikum?
Wow, das sind ja gleich drei Fragen auf einmal. Wir möchten natürlich gerne rüber kommen. Ich weiß, dass es da schon Gespräche gibt aber das ist alles noch unklar. Eine neue Band auf die Beine zu stellen kostet eine Menge Geld und ich hoffe, dass einige Wunder geschehen werden, dass wir einen Platz als Support-Act bekommen. Bisher spielen wir zumindest beim „Gods of Metal“ in Italien, aber weitere Festivals und Termine wäre toll. Es kostet halt alles viel Geld und so lange wir selbst nicht genug haben, um rüberzukommen, freuen wir uns über jede Spende (lachend).
Was erwarten wir von den Zuschauern in Europa? Ich glaube, die Frage ist eher, was die Zuschauer von uns erwarten können. Wir wollen ihnen alles geben, ich hoffe es klappt und wir können zusammen rocken.
Die meisten Menschen, die eure CD hören, können einfach nicht glauben, dass dort eine Frau singt. Bist du diese Reaktion schon gewohnt.
Ich höre es immer! Ich kümmere mich da aber nicht drum, denn es ist einfach so. In vielen Fällen klinge ich wie ein Mann. Ich bin aber definitiv eine Frau. Schau dir mal die großen Hüften an…
Oft, wenn ich eine Demo für irgendwen einsinge, schauen sie mich an und fragen: „Wann fängst du an zu singen?“ Ich finde das lustig. Ich klinge nicht immer so, aber es scheint meine Metal Power-Voice zu sein und ich mag es, so zu singen. Craig Goldy hat mal gesagt. „Man muss deine Stimme erst einmal verdauen, dann kann man verstehen, dass diese Power von einer Frau kommt.
Apropos Craig Goldy (langjähriger Dio-Gitarrist): Wie kam es, dass er auf euch aufmerksam wurde?
Craig ist ein alter Freund von mir. Er ist auch aus San Diego. Ich muss sagen, dass er mich so oft nach vorne geschoben hat – selbst in den Momenten, in denen ich alles stoppen wollte. Er hat immer an mich geglaubt. Er hat mir mal versprochen, dass er mir eines Tages helfen würde und als es soweit war, stand er sofort Gewehr bei Fuß. Eines Tages besuchte er San Diego und hörte einige Probeaufnahmen und – zack – er wusste, dass die die richtige Zeit war. Er hat gefühlt, dass mit dem damaligen Line-up zu arbeiten war. Er so ein toller Typ und er kümmert sich rührend um jedes Bandmitglied. Er trug unser Demo zu einigen Leuten, die sofort das Talent sahen, aber eine bessere Produktion wünschten. Er empfahl dann Jeff Pilson (Dokken-Bassist) und dem schickten wir dann das Demo. Dann nahmen die Dinge ihren Lauf.
Was hat es mit dem Bandnamen Benedictum auf sich? Wie wäre es, wenn Ihr durch den Vatikan tourt – mit dem neuen Papst als Supportact?
Oh ja, ich würde gern den Vatikan im Sturm nehmen. Und wir können jeden Support, den wir bekommen, brauchen. Wir haben uns selbst gar nicht für den Namen Benedictum entschieden. Wir hießen erst „Regime“, dann „Bound“ und dann spielten wir mit der Idee „Validus“ herum. Dann gab es einige mächtige Leute, denen „Bound“ gar nicht gefiel und es zudem eine andere US-Band mit diesem Namen gab. Also wurde es auf eine Weise für uns entschieden. Wir waren nicht allzu begeistert am Anfang darüber, aber es ist definitiv gewachsen im Laufe der Zeit.
Letzte Frage: Wenn du ein Charakter aus den „Simpsons“ wärst, wer würdest du sein?
Waaaas? Oh, lass mich mal nachdenken… Also, definitiv Marge.
Warum?
Naja, es sind einfach diese Haare …
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Master Chief, Junge für alles, Fotograbenkämpfer und Textakrobat. Herausgeber und Erfinder.