Die Slipknot-Lüge

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Selbst Musiker und Musikjournalisten lassen sich bisweilen von der Boulevardpresse ins Bockshorn jagen. Wer eine Band wie Slipknot beispielsweise aufgrund der ausufernden Berichterstattung in Bezug auf Amokläufe an US-Schulen bislang eher ignoriert (wie ich selbst) oder sogar verteufelte, hat sich unvorsichtigerweise vor den Karren der Yellow-Press spannen lassen.

In der Tat sind [[Slipknot]] musikalisch eher harmlos, Slayer waren da schon vor 15 Jahren deutlich radikaler und aggressiver (die hatten natürlich auch immer Probleme mit aufgebrachten Moralhütern). Allenfalls ihre Maskierung und die im Metalbereich nicht gänzlich unüblichen gewaltbeschreibenden Texte sind ein wenig ausgefallener. Wenn man jedoch die Geschichte der Rockmusik betrachtet, gab es immer schon solche Speerspitzen, an denen manche Gesellschaftsschichten den Verfall der Zivilisation ausgemacht haben. Und immer wieder waren es auch – musikalisch betrachtet – eher biedere Akteure, die so – nicht zuletzt durch diese Diskussionen – zu Megastars geworden sind.

[[Jim Morrison]] ist so ein Beispiel. Gesanglich gesehen riss der Doors-Frontmann keine Bäume aus und auch seine von vielen Fans (und durch die Kritik an seiner Person) verherrlichten Texte bewegen sich eher auf dem Niveau drogenvernebelter stumpfer US-College-Lyrik. Kiss wurden ebenfalls ständig an den Pranger gestellt. Grund dafür waren auch hierfür wieder die für viele Nicht-Musikfans befremdlichen Masken, das kontroverse Runen-SS im Logo sorgte in Deutschland für zusätzliches Feuer in der Boulevardberichterstattung. Dass Kiss als Musiker mittelmäßig bis schlecht daherkamen (die es immerhin geschafft  haben einige gute Songs zu schreiben), hat der Popularität nicht geschadet, schließlich waren sie das ultimative Böse. Genauso wie [[Alice Cooper]], ein grauenhafter Sänger mit selbst gegebenem Frauenname und spektakulär-blutiger Horror-Bühnenshow – auch Cooper, im wahren Leben Vincent Furnier, hat es nicht ausschließlich wegen einiger großartiger Songs (I'm eighteen, School's out) an die Spitze geschafft. Diese Beispiele zeigen allerdings auch, dass es eben nicht immer allein die schlechte Presse ist, die Bands nach oben spült. Kiss, Alice Cooper, Slipknot und Co haben einige musikalische Glanzlichter im Programm, so dass das Zusammenspiel zwischen Verteufelung und Kreativität ein explosives Gebräu hervorbrachte, welches diese Musiker in den Rockstarorbit schoss. Es ist aber auch nicht immer so. Marylin Manson hat bislang außer aufsehenerregenden Auftritten musikalisch nicht viel auf die Kette bekommen. Immer wieder suchen konservative Gruppen der Gesellschaft nach dem großen Bösen in der Rockszene, nach dem Rattenfänger von Hameln, der die Jugend verblendet und zu Schandtaten verleitet. Manson ist ein Idealbeispiel für eine solche Zielperson. Er gibt sich subversiv, sieht furchterregend aus und  – ist musikalisch belanglos. Er wird den "Test of time" nicht bestehen, wird nicht in solche Rock-Spähren wie Ozzy, Judas Priest oder Black Sabbath eintauchen. Die mussten sich übrigens alle schon einmal wegen angeblichen Rückswärtsbotschaften auf ihren Scheiben verantworten. Botschaften, die Hörer zum Selbstmord verleiten sollten. Sabbath-Bassist Geezer Butler hat einmal amüsant auf diese schwachsinnigen Vorwürfe geantwortet, in dem er sagte, dass sie ja blöd seien, wenn sie die Käufer ihrer Werke in den Tod treiben würden. "Kauft mehr Platten, kauft mehr Platten", wäre die einzige Rückwärtsbotschaft die Sinn machen würde.

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