Das Erfreuliche an British Sea Power ist, dass selbst die schlechteren Songs des chaotischen Britpowerpop-Quartetts aus dem südenglischen Brighton ihre guten Momente haben. Weniger erfreulich indes ist, dass die bekennenden Meeres- und Rauschfreunde nun zunehmend ihr besseres Songmaterial mit völlig unzureichenden Arrangements verwässern. Nötig haben sie das eigentlich nicht.
Schon auf ihrem zweiten Longplayer „Open Season“ (2005) war das so, und mit dem neuen Album „Do You Like Rock Music?“ setzt sich dies nun leider fort. Von der Grandezza ihres hoch gelobten, in jeder Hinsicht stimmigen und mitreißenden Debüts „The Decline Of British Sea Power“ (2003) bleibt da nur wenig übrig. Als wäre hier abermals vieles nicht konsequent bis zu Ende durchkomponiert worden. Die Folge: Mit den meisten der neuen, wieder stärker die Punk- und Postpunk-Tradition des Vereinigten Königreichs zitierenden Tracks scheint irgendwas nicht zu stimmen – nur allzu oft wollen die einzelnen Elemente nicht so recht zusammenpassen.
Das ist sehr schade. Denn zweifellos haben British Sea Power alles, was eine besondere Band ausmacht: ein feines Gespür für Melodie, Tempo und Timing, eine Garderobe voll kauziger Klamotten und ein herrlich beknacktes Bühnenbild mit allerhand ausgestopften Tieren, Grünzeugs und anderem Gedöns. Plus jede Menge kranke Ideen für wunderbar pathetische Songs mit himmelstürmenden Gitarren und exzentrischen Lyrics. An Potenzial mangelt es damit nicht. Dafür aber an Fingerspitzengefühl und Cleverness. Und so bleibt „Do You Like Rock Music?“ halt nur Stückwerk auf relativ hohem Niveau.
Dennoch deuten British Sea Power ihre eigentliche Größe zumindest hier und da an. Etwa in fast-perfekten Popsongs wie dem irrsinnig vorwärts preschenden Atom oder dem versponnen-verschleppten Open The Door . Und auch die erste Singleauskopplung Waving Flags und der von Streichern untermalte Subtil-Rocker No Lucifer sind recht passabel. Aber das war´s dann auch schon. British Sea Power müssen höllisch aufpassen, wegen ihres durchaus sympathischen Scheiterns nicht schon zu Lebzeiten zur Legende verklärt zu werden.
Master Chief, Junge für alles, Fotograbenkämpfer und Textakrobat. Herausgeber und Erfinder.