Dass Brian Johnson, kreischsüchtiger Frontmann von AC/DC in Anlehnung an Alt-Bundestrainer Helmut Schön stets eine Mütze trägt, ist weit hergeholt. Genauso so wie die Behauptung, auf „Black Ice“ würden AC/DC sich selbst oder gar das Rad der Musik neu ertfinden. Trotzdem oder gerade deshalb macht das Album der australischen Band des britischen Mützenmannes mächtig Eindruck. Denn neben alt bewährten und seltsamerweise dadurch immer wieder frischen Markenzeichen wie Johnsons röhrende Gesangspassagen, der knackige Rhythmusarbeit von Malcolm Young, den famosen quietschenden Soli von Bruder Angus und der exzellenten Schlagzeugarbeit des einzig wahren AC/DC-Fellgerbers Phil Rudd, begeistert deutlich mehr als in der jüngeren Vergangenheit (ab 1995) das variable Songwriting. Ob auf „Black Ice“ ein Alltime-Klassiker vertreten ist?
Der Zahn der Zeit wird es aus der Scheibe nagen, doch mit Songs wie „RocknRoll Dream“ oder „RocknRoll Train“ sind AC/DC nicht weit von kompositorischen Höhepunkten der Bandgeschichte entfernt. Dass Johnson auch mal etwas häufiger eine Etage tiefer und räudiger röhren darf, ist ein toller Schachzug, der zeigt, dass die alten Recken immer noch für Überraschungen gut sind. Ein formidables Comeback!
Master Chief, Junge für alles, Fotograbenkämpfer und Textakrobat. Herausgeber und Erfinder.